Zwickau

Zwickau
Zwịckau,
 
kreisfreie Stadt in Sachsen, 261 m über dem Meeresspiegel (Stadtzentrum), an der Zwickauer Mulde, 104 100 Einwohner; wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im Westteil des Ballungsgebietes Chemnitz-Zwickau; Landgericht; Westsächsische Hochschule Zwickau (Fachhochschule), Konservatorium; Automobilmuseum, Städtisches Museum, Stadtarchiv, Schauspiel-, Musik-, Puppentheater; kleiner Robert-Schumann-Wettbewerb junger Pianisten (alle zwei Jahre) und Internationales Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang (alle vier Jahre). Prägend für die Gewerbestruktur sind die Zulieferindustrie für den Automobilbau (Mosel 1), besonders im Werk Sachsenring Zwickau (ehemaliger Produzent des Pkw Trabant), pharmazeutische und chemische Industrie, Elektrotechnik sowie Maschinen- und Stahlbau.
 
 
Die Marienkirche (auch Dom) ist eine spätgotische Hallenkirche (Hauptbauzeit 1453-1565), Turmaufsatz von 1671-72, reiche Ausstattung, darunter Flügelaltar (1479) aus der Werkstatt Wolgemut, »Beweinung Christi« (um 1502) von P. Breuer, Heiliges Grab (1507), zahlreiche Epitaphien; in der Katharinenkirche (Hauptbauzeit 14./15. Jahrhundert) Flügelaltar (1517) aus der Werkstatt L. Cranachs des Älteren, Figur des Auferstandenen Christus mit der Siegesfahne (1497/98) von P. Breuer; Rathaus (im Kern spätgotisch, 1403; im 19. Jahrhundert neugotisch erneuert) mit gotischer Jakobskapelle (1473-77); Gewandhaus (1522-25, spätgotisch, mit Renaissance-Elementen; seit 1823 Theater); Pulverturm mit Stadtmauerresten; Kornhaus (1481); Schloss Osterstein (1587-90); im Stadtteil Planitz Barockschloss (18. Jahrhundert) mit Park; Robert-Schumann-Haus (Geburtshaus des Komponisten, 1956 eingeweiht als Nationale Gedenkstätte; Archiv und Museum).
 
 
Zwickau ist 1118 erstmals erwähnt als ein von Sorben bewohnter Gau mit einer deutschen Zollstation an der hier die Mulde überquerenden Fernstraße von Halle-Leipzig-Altenburg über das Erzgebirge nach Böhmen und weiter nach Prag (»territorio Zewickaw«). Noch vor 1150 entstand eine Kaufmannssiedlung mit Nikolaikirche; 1212 kam Zwickau an die wettinischen Markgrafen von Meißen. Diese errichteten Burg Osterstein (nach 1212) und bauten Zwickau zur Stadt aus (1212 als »Oppidum«, 1258 als Civitas genannt). 1290 kam Zwickau an das Heilige Römische Reich, 1308 wieder an die Markgrafschaft Meißen (ab 1485 ernestinisch, ab 1547 albertinisch). Bergbau (Steinkohle; in der Umgebung Eisen-, Silber-, Kupfererz und Steinkohle), Schmiedehandwerk und besonders die Tuchmacherei, schließlich der Export des »Zwickisch Tuchs« u. a. Produkte durch weit reichende Handelsbeziehungen führten im 15./16. Jahrhundert zu einer Wirtschaftsblüte, die sich auch auf das kulturelle Leben bereichernd auswirkte. In der Reformationszeit wurde die Stadt durch das Wirken T. Müntzers und die Zwickauer Propheten bekannt. Der Dreißigjährige Krieg brachte der Stadt den wirtschaftlichen Niedergang, von dem sie sich erst im 19. Jahrhundert nach der Erschließung und rentablen Ausbeutung der Steinkohlenvorkommen (1977 eingestellt wegen Erschöpfung) und durch die Industrialisierung erholte (ab 1904 Kraftfahrzeugindustrie).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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